Das Lothringer Kreuz
Eppenbrunn
Mittlere-Obere-Hardtstrasse
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Dieses
Lothringer Kreuz ist ca. um 1820 entstanden Diese Art der Lothringer Kreuze entwickelte
sich wohl aus dem relativ schmalen und niedrigen Kreuz des 18. Jh.
Es ist fast immer aus Sandstein hergestellt, und zwar von
Bildhauern aus der Region Bitsch. Diese Kunsthandwerker lieferten
ihre Kreuze in einem Umkreis von ca. 30 bis 40 Kilometer aus.
So auch ins Saargebiet, in das Gebiet südl. von Weißenburg, aber auch in Der Christuskörper und der Kreuzbalken ist in den allermeisten Fällen aus einem einzigen Stein herausgehauen. Aber auch der Schaft, aus welchem manchmal eine Figurennische mitsamt Madonna herausgearbeitet ist, bestanden ebenso aus einem Steinmonolith. Wobei die Gesamthöhe des Kreuzes meistens etwas niedriger ist, als bei den sonst üblichen Kreuzen, wie beispielsweise Kreuze in der südpfälzischen Region. Das besondere Merkmal am "Lothringischen Kreuz" ab der Zeit um ca. 1800 ist, daß dieser Kreuztyp meistens einen unten breiteren Schaft besitzt. Alle Teile besonders an der Vorderseite sind mit vielfältigem Figurenschmuck ausgestattet. Oft findet man Gottvater (oder den Bummerhannes), die Heiliggeisttaube, vielfach auch kleine Engelsköpfe. Meistens sind diese Teile im Halbrelief aus dem Stein herausgearbeitet. Dargestellt sind dabei oft Heiligenfiguren, die Namenspatrone der Kreuzesstifter darstellend. Aber auch florale Verzierungen und vor allem die Stifterinschriften, fehlen in den seltensten Fällen. Meistens enthalten diese Inschriften auch das Herstellungsdatum des Kreuzes. Aber auch fromme Sprüche sind nicht selten. Gelegentlich ist auch der Errichtungsgrund des betreffenden Kreuzes eingemeißelt. |
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Farbe war ein wichtiges Gestaltungsmerkmal Aber als ein weiteres ganz besonders wichtiges
Merkmal ist die Farbigkeit der Kreuze anzuführen. Wohl die
allermeisten dieser Kreuze waren nämlich ursprünglich von den
herstellenden Kunsthandwerkern, in kräftigen Farben gefasst und
gestaltet worden ! Noch heute werden vielfach im lothringer Raum
(besonders in Ostlothringen) die dortigen Kreuze in ziemlich
kräftigen Farben renoviert. Wobei darin die alte Tradition noch bis
heute fortlebt. |
Eppenbrunn in der Bergstrasse
Dieses "Lothringer Kreuz" enthält die Datierung "1820" Auch das Kreuz in der Bergstraße in Eppenbrunn, war ursprünglich einmal farbig gefasst. Wobei an diesem die Farbigkeit in vielen Details auch sehr dem Kreuz in der Mittleren- Oberen - Hardtstrasse in Eppenbrunn ähnelt. An beiden Kreuzen konnte ich beispielsweise am Lendentuch die gleichen roten Farbtönungen nachweisen. Ebenso die Ausgestaltung der Girlande an beiden Kreuzen. Gleichartiger Faltenwurf des Lendentuches, finden an beiden Kreuzen ebenso ihre Entsprechung. Und sie sprechen damit für eine einzige Werkstatt, in welcher diese beiden Kreuze entstanden sind. Darüber hinaus auch viele weitere Details wie sie auch an beiden Denkmalen vorhandenen Figuren im Halbrelief, sowie Gottvater und Taube, aber besonders die Ausarbeitung des Christuskörpers, sprechen für die gleiche Künstlerhand ! Sehr deutlich wird hier auch die Darstellung der "Trinität", dargestellt. Durch das Vorhandensein von Gottvater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, können beide Kreuze Symbolisch auch als sog. "Dreifaltigkeitskreuze" bezeichnet werden. Viele weitere solche und ähnliche Kreuzdenkmale sind hier in den Nachbarorten Trulben, Schweix, Hilst, Riedelberg, Kröppen und in der weiteren Umgebung des Bitscher Landes noch zu finden. Wenige auf deutschem Gebiet. Mehr aber im angrenzenden französisch - lothringischen Raum. Bisweilen aber auch noch im Elsässischen und auch im Saarländischen Gebiet. Ihr Ursprung sowie die Werkstätte, dürfte wohl in den Ortschaften Bettviller - Hoelling, in der Nähe von Bitsch gelegen haben. Auch in Bettviller selbst findet man u.a. ein solches ganz ähnliches Kreuz ! |
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leider ein Negativbeispiel ! |
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Ein weiteres Lothringer
Kreuz, ebenfalls mit der Datierung "1820", Nach einem
"Attentat" durch "Unbekannte" wurde dieses sehr
wertvolle Kreuz, leider sinnlos umgestürzt und es zerbrach dabei in
viele Einzelteile. |
Dies
geschah wohl in der Absicht
sowie aus dem verkehrten Glauben heraus -
alle Farbe auf dem Stein müsse vollkommen
entfernt werden.
Oder glaubte man wohl "die Farbe sei nicht ursprünglich" ? Schließlich wird heutzutage leider auch oft behauptet
im
Gegenteil, so war dies doch ausgesprochen unvernünftig. Aber unter diesen Renovierungsschichten lag noch die ursprüngliche Farbkonzeption authentisch vor. Man hätte diese Farben unbedingt dokumentieren müssen ! Bis zum
Zeitpunkt des leider so radikalen Enfernens der Farbe - mit
Maschine und Steinhauerwerkzeug . . . . |
Auch Bilder können dies belegen ! Hatte ich doch dann auch die
Gelegenheit zum Erstellen eines Kostenvoranschlages, wobei ich das
schwerst beschädigte Kreuz intensiver begutachten konnte. Nach
einer zwar nicht allzu intensiven Voruntersuchung, unter
zuhilfenahme eines Monokulars, konnte ich damals trotzdem bereits
wenigstens 8 übereinander liegende Farbschichten an verschiedenen
Partien feststellen. Dies zeigt nun zum einen deutlich, daß das Kreuz in Hauenstein, ebenso wie die Eppenbrunner Kreuze sichtlich aus der gleichen Werkstatt stammte und es zeigt ausserdem, daß dieses eben nicht nur gleichartig in dessen Formensprache war, sondern ebenfalls gleichartig vollendet, was die ursprünglich vorhande farbige Fassung angeht. So hatten an allen Kreuzen wohl die selbigen Handwerker, oder Künstler die Oberflächen dieser verschiedenen Kreuze geformt. Und so waren es eben auch diese selben Kunsthandwerker, von welchen die Kreuze ihre farbige Ausstattung erhalten haben ! Die ursprünglich farbige
Fassung war somit nämlich integraler Bestandteil des Denkmals
gewesen ! Hätte man die bis zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden gewesenen Farbschichten an dem Kreuz in Hauenstein doch nur eingehender untersucht und auch gewissenhaft dokumentiert. Und hätte man diese doch nicht so sinnlos durch abschleifen entfernt. Damit hätten für unsere Region wichtige Erkenntnisse und ein ganz wichtiger Beitrag zur Farbigkeit unserer Kreuze und wichtige Nachweise erbracht werden können - ja unbedingt hätten diese erbracht werden müssen - nämlich zur Erforschung unserer Kreuze in unserem Land, daß die Kreuze der betreffenden Zeit, auch bereits bei ihrer Herstellung meistens gleichzeitig mit einer farbigen Fassung konzipiert und ausgestattet gewesen sind ! Nur mit
eingehender Untersuchung der vorhandenen Schichten und
Dokumentation der Befunde lässt sich solches feststellen und
nachweisen ! Um anschließend dann auch entsprechende
beweiskräftige Vergleiche anstellen zu können. Dies bedeutet nun letztendlich auch, daß wirklich ganz wichtige Spuren und Informationen der Geschichte zerstört worden sind. Und leider weiss heute kaum noch jemand mehr sicher, wie diese unsere Kreuze in der früheren Zeit überhaupt in Wirklichkeit ausgesehen haben ! Jeder meint unsere Kreuze müssten wohl Materialsichtig gewesen sein. Kaum jemand macht sich dabei wohl nähere Gedanken ! Mit einer Farbuntersuchung und entsprechender Dokumentation dieser Farben, hätte man dies aber ohne weiteres feststellen und wieder Licht in dieses Dunkel bringen können. Zum einen hätte man die ursprüngliche Polychromie des Kreuzes anhand dieser Untersuchung wieder herstellen können. Man hätte aber auch für die Zukunft bei entsprechenden und erneut erforderlichen Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen dann eine ganz wichtige Grundlage für erneut erforderliche Maßnahmen besessen ! Die Fassung des Kreuzes mit Farbe, war vom Künstler ganz sicher gewollt und somit ursprünglich als eine "künstlerische Einheit von Form und Farbe" mit dem Denkmal zu betrachten !
Weitere Veränderungen Nun wurden am
Kreuz darüber hinaus leider noch weitere wesentliche Details
verändert ! Und weitere Fehler lassen sich anführen.
Entgegen jede Regel der Baukunst Ziemlich sinnlos und
unverständlich erscheinen dem Betrachter, Veränderungen welche
darüber hinaus nun an der Wand der gotischen Kapelle vorgenommen
worden sind. Wobei man den originalen Schlussstein der dort
befindlichen ehemaligen Seitenpforte aus deren Gewändebogen
entfernte - um damit wohl das darüber befindliche Fenster zu
vergrößern, denn dieses sollte offensichtlich dem Innenraum der
Kapelle durch diese Maßnahme wohl mehr Licht spenden - (siehe Bild
unten), da man dort nun aber schließlich das Kreuz vor das
Fenster gestellt hat, war diese Maßnahme schlichtweg wieder ins
Gegenteil verkehrt. Und es geschah dies auch leider wiederum zu
ungunsten der Aussenansicht der Kapelle. Wobei der Bogen der
ehemaligen Seitenpforte beim betrachten nun auch ziemlich
unnatürlich gesprengt erscheint, und was damit schlicht auch gegen
jede Regel der Baukunst verstößt !
©Copyright 2002 Bruno Oehl |
. .dies ist aber in diesem Fall nun leider für alle Zeit unmöglich gemacht geworden, denn dieses Kreuz hat nun endgültig seine ursprünglich vorhanden gewesene Farbigkeit und auch seine originale, von dem Bildhauer der Vergangenheit geschaffene und feinst bearbeitete Oberfläche eingebüßt ! ? |
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